Besonders zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn gehen Uni- und Hochschulabsolventen aber auch Personen, die grade ihre Ausbildung beendet haben davon aus, dass vor allem ihr Einsatz für den Arbeitgeber ihre Karriere maßgeblich beeinflussen wird. Laut Florian Becker, Buchautor (AMAZON) und Bereichsvorstand der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft (WPGS) haben amerikanische Studien mit Top-Managern hingegen gezeigt, dass andere Faktoren deutlich wichtiger sind. Leistung und Karriere überschneiden sich laut dem Diplom-Psychologe nur bei rund zehn Prozent der untersuchten Manager. Stattdessen zeigte sich, dass neben dem Networking, also dem Aufbau persönlicher Beziehungen in und außerhalb des Unternehmens, vor allem die Attraktivität des Menschen seine Karrierechancen beeinflusst.
Auch Albert Mehrabian, ein iranisch-amerikanischer Psychologe von der University of California hat bereits in den 1960er Jahren festgestellt, dass bei der Beurteilung eines Menschen der äußere Eindruck zu 55 Prozent in die Bewertung einfließt. Auch die Stimme ist mit 38 Prozent ein wichtiger Bewertungsfaktor.
Konkret führt dies laut einer Studie des Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), die im wissenschaftlichen Magazin IZA World of Labor publiziert wurde, dazu dass als schön empfundene Frauen im Durchschnitt ein 20 Prozent höheres Gehalt erhalten. Bei Männern liegt der „Schönheitsbonus“ in Deutschland bei immerhin 14 Prozent.
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Im Vergleich zu Brasilien und den USA, in denen das IZA ebenfalls den Einfluss von Attraktivität auf die Karriere untersucht hat, ist in Deutschland vor allem bei Männer der Schönheitsbonus deutlich ausgeprägter. Dies zeigt sich bereits zu Beginn der Karriere, bei der als attraktiv empfundene Personen ein höheres Gehalt und interessantere Position erhalten.
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Die Ursachen dafür könnten laut einer im Fachmagazin Clothing and Textiles Research Journal veröffentlichten Studie der Bowling Green State University bereits in der Schule gelegt werden, in der gut angezogene und attraktive Schüler im Durchschnitt von den Lehrern als intelligenter eingeschätzt und somit oft besser benotet werden. In Verbindung mit dem dadurch gesteigerten Selbstwertgefühl und den aufgrund der guten Noten häufigeren Einladungen zu Vorstellungsgesprächen sorgt dies für attraktivere Einstiegspositionen, die die Grundlage der späteren Karriere legen.
Sonja Bischoff, eine emeritierte Professorin für Betriebswirtschaftslehre, die regelmäßig die Studie „Wer führt in (die) Zukunft?“ (AMAZON) durchführt, sagt, dass in Deutschland Kleidung und die äußere Erscheinung ein immer wichtigerer Faktor im Berufsleben ist. Während im Jahr 1986 nur sechs Prozent der befragten Manager angaben, dass ihre Erscheinung beim Karrierestart geholfen hat, lag der Anteil im Jahr 2008 unter Männern schon bei 32 Prozent und unter Frauen sogar bei 36 Prozent.
Wer führt in (die) Zukunft?
Laut Frank Naumann, Autor des Buches "Schöne Menschen haben mehr vom Leben" (AMAZON) wird der Ersteindruck eines Menschen vor allem durch das Gesicht und die Haare geprägt. Auch wenn der Kleidungsstil als Attraktivitätsfaktor erst an dritter Stelle folgt, kann er für den Erfolg im Beruf von hoher Bedeutung sein.
Schöne Menschen haben mehr vom Leben
In einem Interview mit dem Karriere-Netzwerk XING erklärt die Knigge-Expertin und Autorin des Buches „Die Kunst, zu wirken“ (AMAZON) Carolin Lüdemann welcher Kleidungsstil den beruflichen Aufstieg fördern kann und welche Fettnäpfchen beim Shopping lieber vermieden werden sollten.
Laut dem Mode-Experte Steven Mills, der beispielsweise Manager bei der Wahl der richtigen Kleidung unterstützt, sollten vor allem Männer in Führungspositionen sollten Erfolg ausstrahlen.
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Auch eine Studie der Universität Yale, die im Journal of Experimental Psychology erschienen ist, bestätigt, dass es sich dabei nicht nur um Ansichten von Vertreten der Modebranche handelt. Laut den Wissenschaftler um Michael Kraus „kann Kleidung von hohem sozialen Rang die Dominanz und Leistung im Beruf maßgeblich beeinflussen.“ Bestätigt wird dies durch eine im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science publizierte Studie der Columbia Universität, die zu dem Ergebnis kam, dass besser gekleidete Menschen in größerem Rahmen denken und daher öfter in Führungspositionen mit hohen Gehältern gelangen.
Auch wenn konkrete Kleidungsempfehlungen schwer zu treffen sind und die Wahl der richtigen Berufskleidung von der Branche und der jeweiligen Person abhängt, haben sich einige Ratschläge unter Mode- und Stilberatern als nahezu universell anwendbar herausgestellt. Am wichtigsten ist dabei der Verzicht auf eine übermäßige Kombination bunter Farben, die bei vielen Trägern dazu führt, dass weniger Professionalität ausgestrahlt wird. Stattdessen sind dezente Grundfarben wie Schwarz, Blau und Grau für viele Personen die richtige Wahl. Laut Naumann eignen sich zum herausstechen aus der Masse zum Beispiel farbige Einstecktücher zum Anzug oder geschmackvoll gemusterte Krawatten.
Wie Maria Agthe von der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt, „schließen Menschen aus bestimmten Signalen wie Luxusartikel und Markenkleidung auf die Expertise.“
Besonders in Deutschland sollte beim Kauf teurer Markenartikel allerdings stets auf das nötige Understatement geachtet werden, um beim Gegenüber keinen Neid auszulösen. Die Stilberaterin Elisabeth Motsch empfiehlt deshalb besonders im Büro Statussymbole nicht zu übertrieben einzusetzen. Sie konstatiert, dass „der schöne Schein alleine nicht ausreicht. Kleidung und Persönlichkeit müssen zusammenpassen.“ In der Praxis sollte ein eher schüchtern auftretender Mann also nicht versuchen sein Äußeres durch eine große Luxusuhr aufzuwerten, die nicht zu seiner sonstigen Erscheinung passt.